Steuerring-Inside

Kein Tag wie der andere: Interview mit Melanie Früchtenicht, Steuerring-Bereichsleiterin

Melanie Früchtenicht ist Bereichsleiterin beim Steuerring – und damit quasi die Beraterin unserer Berater. Eine verantwortungsvolle und vielfältige Aufgabe, wie Melanie Früchtenicht im Interview erzählt. Außerdem berichtet sie darüber, wie sie potentielle Beratungsstellenleiter vom Steuerring überzeugt, wie das Miteinander im Verein aussieht und was für sie die größte Herausforderung im Job ist.

Frau Früchtenicht, als Bereichsleiterin sind Sie für knapp 80 Beratungsstellenleiter in Schleswig-Holstein und Nord-West-Niedersachsen zuständig. Was denken Sie: Wie viel Zeit verbringen Sie im Auto, um Ihre Berater zu besuchen?

Vor Corona war ich fast jeden Tag unterwegs. Mein Gebiet ist groß und die Distanzen sind lang – immerhin befindet sich meine nördlichste Beratungsstelle in Flensburg an der dänischen Grenze und meine südlichste liegt in Bad Rothenfelde am Teutoburger Wald. Pro Jahr kamen dadurch schon einige Zehntausend Kilometer zusammen. Seit dem ersten Corona-Lockdown hat sich das aber geändert. Wir haben persönliche Termine vermieden, sodass ich viel seltener im Auto saß. Aktuell sieht es aber ja so aus, als könnte ich meine Berater wieder häufiger sehen und nicht nur mit ihnen telefonieren.

Ihre Touren zu den Beratungsstellen machen Sie nicht erst seit gestern. Wann und wie sind Sie denn zum Steuerring gekommen?

Meine Mutter leitete lange ein großes Büro des Steuerrings. Ich kannte den Verein also schon gut aus dieser Perspektive. Ich selbst bin dann 2018 Teil des Vereins geworden – und zwar direkt als Bereichsleiterin. Nach meiner damaligen Elternzeit war ich auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Ich hatte vorher viele Jahre in ähnlicher Funktion und Verantwortung in einer anderen Branche gearbeitet.

Was sind Ihre Aufgaben als Bereichsleiterin?

Kurz zur generellen Struktur: Unsere 1.100 Beratungsstellen sind in ganz Deutschland verteilt. Damit jeder Berater einen Ansprechpartner mehr oder weniger vor Ort hat, gibt es zehn Bereiche, denen die Berater zugeordnet sind – und einen dieser Bereiche leite ich. Meine Aufgaben sind dabei sehr vielfältig. Wichtig ist auf jeden Fall die Auswahl von neuen Beratern. Und dann betreue ich diese bei fast allen Fragen rund um ihre Beratungsstelle. Das fängt bei der Büroeinrichtung und Einarbeitung an, geht über die Planung von Werbemaßnahmen, bis hin zu Nachfolgeregelungen. Außerdem bin ich für die Budgetplanung meines Bereiches zuständig, werte monatlich wichtige Kennzahlen aus und leite daraus Verbesserungsmaßnahmen ab. Die Teilnahme an Veranstaltungen ist auch ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit; dazu gehören dann fachliche Seminare und Tagungen von Verbänden wie dem Bundesverband der Lohnsteuerhilfevereine.

Gibt es für Sie einen typischen Arbeitstag?

Den gibt es – Gott sei Dank – nicht. Das ist das Tolle an meinem Job. Das Einzige, was jeden Tag zu Beginn gleich ist: Kontrolle des E-Mail-Postfachs.

Und dann flattern wahrscheinlich auch einige E-Mails von Bewerbern rein. Worauf achten Sie bei Interessenten, die eine eigene Beratungsstelle eröffnen möchten, besonders?

Neben den formellen und fachlichen Voraussetzungen ist es wichtig, dass Bewerber mir glaubhaft vermitteln können, dass sie sich bewusst für den Weg in die Selbständigkeit entscheiden. Auch wenn wir neue Beratungsstellenleiter umfangreich unterstützen und sie fachlich weiterbilden: Man muss als selbständiger Steuerring-Berater definitiv die Fähigkeit mitbringen, sich eigenständig zu organisieren und auch zu motivieren.

„Angehende Steuerring-Berater müssen sich bewusst für den Weg in die Selbständigkeit entscheiden.“

Wie können Bewerber Sie noch beeindrucken?

Ich finde es gut, wenn Bewerber authentisch und ehrlich sind. Wer versucht, sich für ein Bewerbungsgespräch zu verstellen, kann das eh nicht die ganze Zeit durchhalten und das wirkt dann schnell aufgesetzt. Und auch um später in der Beratung das Vertrauen der Mitglieder zu gewinnen, muss man glaubwürdig sein. Der eine ist dabei extrovertierter, der andere eher ruhiger – das ist aber egal. Entscheidend ist, dass man dabei man selbst bleibt.

Und was sind Ihrerseits gute Argumente, mit denen Sie Bewerber vom Steuerring überzeugen?

Der Steuerring ist ein verlässlicher Partner und Arbeitgeber. Die Zusammenarbeit ist gut und neue Berater sowie Mitarbeiter werden individuell und engagiert begleitet. Der Verein bietet viele inkludierte Leistungen, die bei einer selbständigen Tätigkeit nicht selbstverständlich sind – von der Mitgliederverwaltung und dem Mahnwesen, über IT- und Marketing-Support, bis hin zur steuerfachlichen Unterstützung und Weiterbildung.

Gehen wir vom Best Case aus: Der Steuerring hat einen neuen Beratungsstellenleiter gewonnen. Wie läuft nun die Einarbeitung ab?

Tatsächlich nutze ich dafür kein starres Schema. Die Voraussetzungen und bisherigen Erfahrungen unserer Berater sind sehr unterschiedlich. Die Einarbeitung stimme ich daher individuell auf jeden neuen Beratungsstellenleiter ab. Im persönlichen Gespräch wird dies genau analysiert und dann gezielt umgesetzt. Mit manchen Beratern richte ich die Steuer-Software ein, vielen erkläre ich unsere Arbeitsweisen und anderen gebe ich organisatorische Tipps. Auf Wunsch versuche ich auch, neuen Beratern eine Hospitation bei erfahrenen Kollegen zu ermöglichen. Dort bekommen sie dann einen guten Gesamteindruck, wie es laufen kann.

Was ist das Schönste an Ihrem Job?

Auf jeden Fall die Vielfalt, die ich vorhin erwähnt habe: Kein Tag verläuft wie der andere. Außerdem bin ich ein aufgeschlossener Mensch und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Beratern, Mitarbeitern und externen Partnern bringt mir viel Freude.

Und was ist die größte Herausforderung für Sie?

Die besteht darin, bei Außendienst-Touren mit langen Strecken und ungeplanten Ereignissen, die Ruhe zu bewahren und spontan umzudisponieren. Auch bei Stau & Co. versuche ich also immer, meine gute Laune beizubehalten.

Wie würden Sie das Miteinander innerhalb des Steuerrings beschreiben?

Das Miteinander ist wirklich kollegial und der Zusammenhalt wird großgeschrieben. Egal ob unter den Beratern oder mit der Hauptverwaltung: Für die meisten Kollegen ist es die Regel, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Apropos Kollegen bzw. Kolleginnen: Von den zehn Bereichen, die wir beim Steuerring haben, werden vier von Frauen geleitet – keineschlechte Quote und trotzdem ausbaufähig. Was raten Sie Frauen, die auch gerne eine Führungsposition einnehmen möchten?

Seid ihr selbst und zeigt, was ihr könnt! Die wichtigste Grundlage ist dabei immer die fachliche Qualifikation, gepaart mit den notwendigen Soft Skills, die man als Führungskraft braucht, also zum Beispiel Kommunikationsstärke, Durchsetzungsvermögen zielführende Arbeitsweise und ganz wichtig: Empathie. Ich bin überzeugt davon, dass Menschen, die diese Bausteine mitbringen, und die ihren Job mit Freude sowie Engagement leben, weit kommen können, ganz unabhängig vom Geschlecht. Es braucht dann allerdings Vorgesetzte, die einem die Führungsaufgabe auch zutrauen – so wie beim Steuerring.

Letzte Frage mit Blick auf die Zukunft: Was denken Sie, wie sich der Verein in den kommenden Jahren entwickeln wird – und was wünschen Sie sich für den Steuerring?

Wir sind zum Glück in einer Branche tätig, die krisenunabhängig ist. In den vergangenen Jahren haben wir ein stetiges Mitgliederwachstum erfahren. Steuern sind immer ein Thema, daher wird der Beratungsbedarf nicht abnehmen, eher im Gegenteil. Ich hoffe, dass wir auch künftig genug engagierte Berater und Mitarbeiter finden, die diesen erfolgreichen Weg mit uns gehen wollen.

Das ist doch ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch!

 

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